Die Herbertinger Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins hat gemeinsam mit der Ortsgruppe Mengen am 30.04.2019 einen Ausflug ins Zuckergässle nach Langenenslingen gemacht. Die 19 Teilnehmer haben dort das Handwerk des Zuckerbäckers Wolfram Stehle auf humorvolle Art und Weise näher kennengelernt und wurden dabei von dessen Familie bewirtet.
„In der folgenden Vorführung zeig‘ ich euch süße Sachen, die man früher in Süddeutschland gebacken hat“, begrüßte Wolfram Stehle seine rund 100 Gäste. Seit 2012 findet das Programm bis zu zweimal wöchentlich im teils renovierten, teils neugebauten Veranstaltungsraum statt. Zusammen mit seinen Eltern, seiner Frau und den Kindern sowie mehreren Mitarbeitern betreibt Wolfram Stehle die Bäckerei auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Mit dem Zuckergässle erfüllte sich jedoch sein Jugendtraum. Als Protagonist steht dabei der rote Zuckerhase im Rampenlicht, der bis heute weltweit einzigartig ist. Für die Menschen in Süddeutschland war Schokolade Mitte des 19. Jahrhunderts zu teuer. So ersetzten im Zeitraum von 1870 bis 1960 eben Zuckerhasen ihre schokoladigen Artgenossen, denn Rüben gab es zu Genüge. Als die Schokolade dann irgendwann doch erschwinglich wurde, gaben die meisten Zuckerbäcker ihr Handwerk auf und schmissen auch die Formen weg. Jammerschade, denn es gab sie in allen erdenklichen Varianten. Wolfram Stehle hat jedoch einige wiedergefunden und besitzt nun über 2000 Stück.
Nach dieser historischen Einführung legte Wolfram Stehle dann aber los und rührte den Teig an, der lediglich aus Wasser, Zucker und einem Sirup aus Kartoffelstärke und Traubenzucker besteht. Lebensmittelfarbe sorgt für den jeweiligen Farbton. „Bei der aller ersten Vorführung ist mir das leider nicht gelungen. Da hatte ich am Ende Würfel Zucker“, lockerte der Zuckerbäcker die Stimmung mit einer Anekdote auf. Für den leichten Karamellgeschmack wurde der Teig auf offenem Feuer erhitzt und von einem Gast alle drei Minuten umgerührt. Nacheinander goss Stehle dann einen kleinen Elefant, das Ulmer Münster, Schloss Lichtenstein, verschiedene Hasenfiguren sowie sogenannte „Stundenschlotzer“. Selbstverständlich alle aus dem Zuckerteig. Auch Pfeifen aus Zucker wurden gegossen und der Zuckerbäcker witzelte: „Da wird jede von meinem jüngsten Sohn getestet bevor sie verkauft wird.“ Zum Schluss kamen die heißbegehrten „Himbeerzickerla“ dran. Dafür wurde die Masse, die unbedingt 150 Grad Celsius warm sein muss, in eine Kastenform auf den großen Tisch geleert. Sollte dessen Oberfläche zu heiß oder dreckig sein, so kann man seine Platte einfach umdrehen. Nachdem Zitronensäure und Himbeeraroma zugefügt wurden, drehte ein Albvereinsmitglied den Zuckerteig nach und nach durch eine Bonbonstanzmaschine. Mit einem Sieb entgratete Wolfram Stehle die einzelnen Zuckerstücke dann. In einem letzten Schritt durfte ein Albvereinsmitglied die Dragiermaschine betätigen, um Läuterzucker an den Bonbons zu fixieren, sodass diese nicht mehr klebrig sind. Auch für seine Kräuterbonbons warb Wolfram Stehle. Die Kräuteressenzen habe er alle selbst angemischt. „Mädels, kauft die Anti-Stress-Zickerla und ihr habt die ganze Nacht eure Ruhe“, witzelte der Zuckerbäcker.
Zum Schluss gab es für jeden Besucher Leberkäse und Briegel – spezielle Brötchen, die Wolfram Stehles Vater höchstpersönlich gebacken hatte. Um auch noch lange ein Andenken an den informativen und leckeren Tag zu haben, konnten sich die Teilnehmer im Zuckergässle-Laden mit den süßen Spezialitäten eindecken.