Vorhang auf für Insektenunterkünfte und Trockenmauer

Ortsgruppe feiert bei Nachmittagswanderung die Einweihung des Naturschutz-Projekts

„Wir wollen die Hitze nutzen und noch ein bisschen hier sitzen, bevor wir dann in der Hitze laufen“, scherzte der erste Vorsitzende der Herbertinger Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins, Erwin Buchmann, bei seiner Begrüßung zur Nachmittagswanderung.

In seiner Rede erklärte er, dass der Schwäbische Albverein einst ein Ableger des Stuttgarter Verschönerungsvereins war und schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Augenmerk auf die Schönheit der Natur legte. „Seit der Wiedergründung im Jahre 1967 besaß die Ortsgruppe immer einen Naturschutzwart“, so der Vorsitzende.

Dieser Schwerpunkt ziehe sich bis heute fort. Deshalb fasste Erwin Buchmann die Arbeiten an der Biotoplandschaft am Schandenberg zusammen, die im März dieses Jahres abgeschlossen wurden und bei der Nachmittagswanderung feierlich eingeweiht werden sollten. Über 660 Arbeitsstunden flossen in dieses Projekt ein.

Es machte sich dann eine Gruppe von 25 Teilnehmenden auf den Weg zum eigentlichen Ort des Geschehens: zur Blumenwiese, der neuen Trockenmauer mit Sandarium und den Insektenhotels. Unterwegs dorthin erklärte Ulrich Kirner von der unteren Flurbereinigungsbehörde im Landratsamt Ravensburg einiges Wissenswertes zu unseren Feldern und Äckern. Zum Beispiel, dass die Hirse, die auf unseren Feldern wächst, von Vogelfutter stammt oder dass die Feldlerche diejenige Vogelart ist, auf die man am meisten achten muss.

Ulrich Kirner stellte außerdem heraus, dass der Begriff „Flurbereinigung“ für Irritation sorge und lieber durch „Flurneuordnung“ ersetzt werden sollte. Denn tatsächlich wird nicht alles „bereinigt“, sondern Wichtiges auch erhalten. In Herbertingen zum Beispiel eine Böschung mit Brennnesseln als Lebensraum für bestimmte Raupenarten.

Am Ziel angekommen beschrieb der Vorsitzende, Erwin Buchmann, die Insektenunterkünfte zunächst. Bambusröhren, Lehmziegeln, Hartholz sowie Totholz kamen bei den Konstruktionen zum Einsatz. Erwin Buchmann stellte heraus, dass die Ortsgruppe schon immer die Intention hatte, auch die Kleinsten miteinzubeziehen und ans Thema heranzuführen. Das gelang dieses Mal besonders gut, denn sowohl der Kindergarten St. Nikolaus als auch die Jugendfeuerwehr waren beteiligt. Es wurde laut Erwin Buchmann wahrlich zu deren eigenem Projekt.

Ulrich Kirner lobte die Ortsgruppe für dieses Engagement. In seiner ganzen 30 Jahre langen Laufbahn habe er nur in zwei von 26 Projekten erlebt, dass so viel Privatinitiative ergriffen wurde. Eines davon sei eben dieses Herbertinger Projekt gewesen.

Dann ging die Gruppe einige Meter weiter zum eigentlichen Herzstück, der Trockenmauer. 27 Tonnen Muschelkalk aus Würzburg sind darin verbaut und beinahe dieselbe Menge Sand. „Der wurde mit Schubkarren, Hand und Fuß von den Kids der Feuerwehr bewegt“, erklärte Erwin Buchmann.

Schnell kam eine Frage auf: Wer da wohl zukünftig wohnen wird? Das sei unsicher. Wahrscheinlich Bodenbrüter, Wildbienen „und wir freuen uns über Eidechsen“, so Helmut Brand. Woraufhin der Vorsitzende zuversichtlich und humorvoll feststellte: „Wo was zu essen ist, ist auch Bewegung – wie bei uns Menschen.“

„Herr Henne, hier ist ihr Geld begraben“, scherzte Helmut Brand und sprach damit Alois Henne an, der stellvertretend für die LEADER-Aktionsgruppe an der Einweihungsveranstaltung teilnahm. Nur durch die finanzielle Unterstützung dieser, konnte die Trockenmauer entstehen.

Nachdem der Rückweg zum Albvereinsstüble bewältigt wurde, richtete der Vorsitzende nochmals einige Dankesworte aus. Helmut Brand wurde besonders erwähnt und mit einem Präsent ausgezeichnet, denn über Jahrzehnte ist er im Naturschutz engagiert. Nun hat der Naturliebhaber sogar ein Buch verfasst, das alle Tätigkeiten in diesem Bereich abbildet.

Anschließend lobte Alois Henne die Arbeit der Ortsgruppe, Gaunaturschutzwart Jörg Scham schloss sich ihm an: „Bei vielen Ortsgruppen ist der Naturschutz in den Hintergrund gerückt. Herbertingen gehört aber noch zu den Aktivposten im Gau, was den Naturschutz angeht.“

„Wir sind ja kein lahmer Haufen, wir wollen auch rumkommen und frischen Fahrtwind haben“, so führte Dietmar Münst in den letzten offiziellen Programmpunkt der Veranstaltung ein. Bevor der Abend in den gemütlichen Teil überging, übernahm er nämlich den Bericht über das diesjährige Stadtradeln. An dem nahm der Herbertinger Albverein als Gruppe mit 22 Personen teil – mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. In den drei Aktionswochen radelten diese insgesamt fast 12.000 Kilometer und sparten damit circa 1,94 Tonnen Kohlenstoffdioxid ein.

Selbstverständlich ließ es sich Dietmar Münst nicht nehmen, allen Teilnehmenden Urkunden für ihre Leistung zu übergeben. Besonders viel Applaus bekamen die drei Radelnden auf dem Siegertreppchen: Lothar Langner mit 842 Kilometern, Bernd Lehleiter mit 926 Kilometer und Karin Heidtmann mit sage und schreibe 1152 Kilometern. Das sowie die Einweihung der Biotoplandschaft war Grund genug, den Abend mit kulinarisch sowie mit einer Diaschau feierlich ausklingen zu lassen.